Auf allen Ebenen der Wissenschaft und Gesellschaft wird eine kontroverse Debatte über die Folgen des Klimawandels geführt. "Klimaflüchtlinge" gelten dabei als Ikone der nahenden Katastrophe. Wie der ehemalige Vorsitzende des Weltklimarats Rajendra Pachauri es ausdrückt, sind sie "das menschliche Antlitz des Klimawandels". In diesem Workshop ging es um die Frage, ob die Reduzierung der Debatte auf "Klimafrüchtinge" legitim ist und ob Migration nicht weitergedacht werden müsse - als Chance für Entwicklung und damit auch als Beitrag zur Klimaanpassung. Zudem wurden die Herausforderungen des Klimawandels auch für Österreich bzw. Salzburg thematisiert.
Folgen des Klimawandels, Verantwortungstzuteilung und Politik
Der Klimakoordinator des Landes Salzburg Gunter Sperka gab zunächst einen Überblick über das Phänomen Klimawandel und dessen aktuellen Status. Die Reaktion der internationalen Politik - das Pariser Klimaabkommen und seine Implikationen wurden ebenso beleuchtet wie die politischen Verantwortungen, die sich aus den historischen und aktuellen Emissionen ergeben. Folgende Fragen wurden dabei thematisiert: Auf welche erwartbaren Klimafolgen müssen wir uns einstellen, welche Regionen sind hauptbetroffen? Was bedeutet das für unseren Lebensstil in Österreich?
Reduzierung der Frage auf "Klimaflüchtlinge" greift zu kurz
Patrick Sakdapolrak, Professor für Bevölkerungsgeographie und Demographie an der Universität Wien, gab Einblicke in die aktuelle Migrationsursachenforschung. Er betonte, dass Migration meist plurale Motivlagen zugrunde liegen, das Verhältnis von Umwelt und Migration daher komplex sei. Die Politik sowie Umwelt-NGOs würden gerne mit dem Topos "Klimaflüchtlinge" arbeiten, um Aufmerksamkeit und Akzeptanz für Klimamaßnahmen zu erreichen. Denn: "Verkörpert in menschlichen Schicksalen machen ´Klimaflüchtlinge´, jenseits von abstrakten Indikatoren und Prognosen, die Folgen des Klimawandels greifbar und gesellschaftlich sichtbar." Der Experte schlug jedoch vor, auch die Chancen von Migration für die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen bzw. Länder zu sehen - im Sinne eines Beitrags zur Klimaanpassung, die etwa im Pariser Abkommen eine wesentliche Rolle spielt
Zentrale These
Folgende zentrale Thesen wurden in dem von Isabelle Uhl-Hädicke, Kooordinatorin von Plus Green Campus der Universität Salzburg, moderierten Workshop erarbeitet:
- Der Klimawandel ist ein Treiber für Flucht und Migration, jedoch nicht die einzige Ursache.
- Migration soll als Chance für vom Klimawandel stark betroffene Länder gesehen werden.
- Migration ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung im Sinne einer Anpassung an den stattfindenden Klimawandel.